Eisbrücke in die Vergangenheit – eine historische Untersuchung der Eisprozession

1963 war das letzte Mal der Bodensee komplett zugefroren. Bis heute hält sich die weitverbreitete Meinung, dass in früher Zeit ein Brauch für die Seegfrörni begründet wurde: Nonnen aus dem Kloster Münsterlingen sollen im 16. Jahrhundert eine Eisprozession durchgeführt haben, die darin bestand, dass eine Heiligenbüste vom Evangelisten Johannes zwischen dem schweizerischen Münsterlingen und dem badischen Hagnau über den gefrorenen See getragen werde.
Die historische Quellenlage sieht seit 50 Jahren anders aus.

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bemalte Holzplastik 1963 (Foto: Andreas Bertram-Weiss)

bemalte Holzplastik 1963 (Foto: Andreas Bertram-Weiss)

bemalte Holzplastik restauriert (Foto: Andreas Bertram-Weiss)

bemalte Holzplastik restauriert (Foto: Andreas Bertram-Weiss)

bemalte Holzplastik als Kopie, wie sie heute zu sehen ist (Foto: Andreas Bertram-Weiss)

bemalte Holzplastik als Kopie, wie sie heute zu sehen ist (Foto: Andreas Bertram-Weiss)

Die Notiz im Hagnauer Kasualienbuch Im Jahr der letzten Seegfrörni 1963 beschrieb der Philologe Prof. Friedrich Meichle folgende Notiz von 1625 aus dem Hagnauer Kasualienbuch :
Jakob Model, genannt Schneider, verstarb am 15. Februar 1625 in Hagnau im Alter von fast 80 Jahren nach einem guten und schlichten Leben und nachdem er alle katholischen Sakramente empfangen hatte. Danach verweist die Notiz darauf, dass gesagt werde, Jakob Model wäre (wohl längere Zeit zuvor) in Münsterlingen gewesen und hätte von dort über den zugefrorenen See ein "frommes Bildnis" mitgebracht, das "schwer beschädigt" war. Dazu wird bemerkt, dass im Thurgau damals die "häretische Schlechtigkeit" herrschte (d.h. die Reformation sich durchgesetzt hatte) und das Bildnis "von schlimmen Bilderstürmern entehrt worden war". Jakob Model liess in Hagnau das mitgebrachte Bildnis restaurieren. Da er dem Gemeinderat der Vierundzwanzig von Hagnau angehörte, hatte er Zugang zum Rathaus und stellte dort das Bildnis "zum ewigen Gedächtnis" auf. Soweit der Inhalt der Notiz im Totenbuch auf Latein.

Die Parallelen zwischen dem „frommen Bildnis“ und der Johannes-Büste Auffällig sind die Parallelen dieser Beschreibung vom Fund eines "Bildnisses" zu der Büste von Johannes des Evangelisten. Diese Büste wurde auf der Eisprozession 1963 von Hagnau nach Münsterlingen getragen. Auf deren Sockel steht: "Diese Bildnis ist anno 1573, den 17. Februar, als der Bodensee überfroren war, von Münsterlingen nach Hagnau übertragen und dort auf das Rathaus gesezet worden." Die Parallelen zwischen der Hagnauer Sterbenotiz und der Johannes-Büste liegen darin: 1. dass es sich um ein Bildnis, d.h. eine Darstellung eines Menschen als Skulptur handelt, 2. diese eine religiöse Bedeutung hatte, 3. diese von Münsterlingen nach Hagnau überführt wurde, 4. dass dies geschah, als der Bodensee zugefroren war und sie über das Eis getragen wurde, und 5. dass das Bild dann "auf das Rathaus" in Hagnau gesetzt wurde.

zum immerwährenden Gedächtnis - ad perpetuam rei memoriam Der Hinweis, das Bildnis sei "zum immerwährenden Gedächtnis" im Rathaus aufgestellt, kann als Hinweis darauf dienen, dass es nicht die Absicht Jakob Models und der Hagnauer Ratsherren war, beim Aufstellen die Tradition einer wechselseitigen Prozession fort- oder einzuführen. Das Bildnis sollte dort „immerwährend“ stehen, nicht nur bis zu dem Zeitpunkt, bis es wieder bei der nächsten Seegfrörni abgeholt würde.
In der Hagnauer Sterbenotiz bei Jakob Model wird von einer Prozession nichts erwähnt, zumal es 1624 gerade eine „kleine Seegfrörni“ gab. Wenn es zu dem Zeitpunkt eine Vereinbarung oder einen Vertrag Hagnau-Münsterlingen gegeben hätte, die Jakob Model mit dem Johannes-Bild begründete, bzw. die in dem Zusammenhang stand, wäre sie dann nicht an dieser Stelle im Totenbuch zum ehrenden Gedenken an diese Tradition erwähnt worden?

Warum wird in der "Sterbenotiz" von Jakob Model erwähnt, das Bildnis sei in dem Rathaus zum "immerwährenden Gedächtnis“ aufgestellt worden? Woran sollte dabei erinnert werden? Nimmt man Bezug auf den Kontext, dann erfolgt die Restaurierung und das Aufstellen des „frommen Bildnisses“ im Rathaus, weil dieses durch die reformatorischen Einflüsse in Konstanz und im Thurgau „entehrt“ worden war. Während der Reformation beklagten die katholischen Orte der Innerschweiz, auch die Nonnen in Münsterlingen seien "ganz lutherisch geworden und gehen jede Woche nach Konstanz zur Predigt." „Auf die Chorfrauen in Münsterlingen war nicht mehr zu rechnen; diese heirateten eine nach der anderen; der neue Geist hatte dort Einzug gehalten.“ Im Mai 1524 gab es von Zwingli den "Vorschlag wegen der Bilder und der Messe", worauf der Zürcher Rat ein Mandat erliess, "die Bilder oder Götzen an allen Orten, wo wie geehrt werden, wegzutun, damit jedermann sich von den Götzen ganz und gar zu dem lebendigen, wahren Gott hinwende, und ein jeder alle Hilfe und Trost bei dem einigen Gott durch unsern Herrn Jesum Christum suche, ihn allein anrufe und ihm Ehre erweise; und die Güter und Gelder, die in solchen Bildern angelegt sind, sollen an die armen, bedürftigen Menschen, die ein wahren Ebenbild Gottes sind, verwendet werden".

Ein Bildnis der Gegenreformation Die Sterbenotiz in dem katholischen Totenbuch spricht von "schlimmsten Bilderstürmern" (pessimis iconoclastis) und wertet somit die protestantische Theologie wie auch deren Folgen aus katholischer Sicht als äusserst negativ ( pessimus ist der Superlativ von malus/schlecht, d.h. „schlimmstens“). In den meisten reformierten Gebieten kam es hingegen zu einer geordneten Zusammenarbeit zwischen Bürgerschaft und Obrigkeit auf der einen Seite, und der "Geistlichkeit" auf der anderen Seite, um das Entfernen von Heiligenstatuen, Reliquien und Bildern umzusetzen. 1528 drohten die katholischen Orte der Innerschweiz mit einem Bündnis österreichischer Söldnerheere, dass diese über den Bodensee und Rhein in den evangelischen Thurgau einbrechen sollten. Doch die meisten Thurgauer Gemeinden bekannten sich damals zur Reformation. „Noch entschiedener bekennen sich die in der Kirche Münsterlingen versammelten Gotteshaus-Gemeinden Scherzingen, Bottighofen und Illighausen: (und sie) …versprechen den Herren von Zürich, wenn jemand sie davon drängen wollte, mit Leib und Gut beizustehen.‘“ und wollten bei einem Angriff und im Kriegsfall nicht zu Hause zu bleiben.
In dem Kloster Münsterlingen wurden neben dem Altar die Heiligenstatuen und Bilder beseitigt, so dass „jede Spur des katholischen Kultus entfernt war“.
Auf der Thurgauer Landsgemeinde wurde der Beschluss gefasst, „dass in Glaubenssachen keine Mehrheit entscheiden kann. Die Bauern waren gesonnen, jede Nötigung im Glauben nicht mehr zu dulden. Damit hat die Reformation im Thurgau gesiegt.“
Sollten in diesem Umfeld in dem harten Winter 1573 Münsterlinger Nonnen alleine losgezogen sein, obwohl die Kirche paritätisch genutzt wurde, d.h. ein Altar aber bisher keine Heiligen aufgestellt wurden?
Hagnau war hingegen so katholisch, dass es offenbar möglich war, ein Heiligenbild im öffentlichen Amtshaus aufzustellen, um daran zu erinnern, dass es vor den „schlimmen“ Reformatoren gerettet wurde. Zudem zeugt der Eintrag im Totenbuch von Distanz und Spannungen zur Reformation. Könnte man also den Ursprung einer "Eisprozession" darum auch in Hagnau vermuten, da es dort eine breite Trägerschaft gab?

Professor Meichles Hypothese Bis dahin nahm man an, dass Münsterlinger Nonnen das Bildnis überführt haben. Meichle meinte nun, dass es sich bei dem "frommen Bild" und der Büste des Johannes um denselben Gegenstand handele. Er vertrat darum die Hypothese, da es sich höchstwahrscheinlich um das gleiche Bild handelt: Es „ist nicht anzunehmen, daß es, wie man bisher glaubte, in feierlicher Prozession über das Eis nach Hagnau gebracht wurde."
Die erste Überführung wäre somit keine Prozession sondern die Tat des katholischen Hagnauers Jakob Model, der 1573 mit fast 27 Jahren ein in der Reformation entferntes und beschädigtes Bildnis aus Münsterlingen auf dem Eis mit in seinen Heimatort Hagnau nahm.

Drei weitere Gründe, die Meichle selbst nicht erwähnte, können seine Hypothese stützen:
Der erste Grund ist die konfessionelle Spaltung und der fehlende Rückhalt einer Prozession in der Bevölkerung, der zweite Grund liegt in den fehlenden Quellen, dass vor 1830 in geschichtlichen Dokumenten eine Prozession nirgends erwähnt wird, der dritte Grund liegt in den Unstimmigkeiten der Inschrift der Johannes-Büste selbst. Diese drei Gründe werden im Folgenden näher erläutert.



1. Reformierte Bevölkerung – Prozession als Provokation?
Die Thurgauer Seegemeinden waren völlig auf die Seite der Reformation getreten. Und sie blieben auch nach der Niederlage der Reformierten in der Schlacht von Kappel 1531 und dem 2. Landfrieden weiter z.T. lutherisch oder - auch eher später - Zürich nahestehend reformiert. Dies bedeutete, Heiligenbilder, Reliquien und Prozessionen waren und blieben dort anders als in Konstanz, das 1548 von kaiserlichen Truppen erobert und rekatholisiert worden war, auch nach 1531 und 1548 zunächst abgeschafft.
Da die Bevölkerung um Münsterlingen lange Zeit homogen evangelisch-reformiert blieb und es nach der Rekatholisierung von Konstanz viele evangelische Flüchtlinge gab, existierte keine katholische Bevölkerung, die eine Prozession des Klosters unterstützt hätte. Die evangelische Bevölkerung nahm durch Flüchtlinge nach der Eroberung von Konstanz durch spanische und österreichische Truppen 1548 eher noch zu.
Ein Eintrag von 1655 im Scherzinger Evangelischen Pfarrarchiv von Pfarrer Johann Balthasar Am Bühl, genannt Collinus, bezeugt, Scherzingen sei „ ,bis dahin der Religion halben Rein‘, dass also in dieser Gemeinde keine Katholiken lebten“. Prozessionen als katholischer Ausdruck des Glaubens und als Bewegung der Gegenreformation haben sich in der Gegend (bis heute) nicht durchsetzen können, im Gegenteil wären sie gerade zu der Zeit der konfessionellen Spaltung genau beobachtet und wenn dann als Provokation aufgefasst worden.
Eine Tradition einer Seegfrörni mit Prozession „nach 100 Jahren“, wie sie auf der Johannes-Büste vermerkt ist, d.h. zur Zeit des Scherzinger Pfarrer Collinus, wäre in dessen Notizen mit Sicherheit erwähnt worden, da dieser jedes kleinere und grössere Ereignis in dem Thurgauer Dorf, auch der Weltpolitik und des Wetters, während seiner Amtszeit vermerkt hatte.



2. Fehlende Quellen für Eisprozessionen vor 1830
Der zweite Grund für Meichles Hypothese liegt in den fehlenden Quellen und den Beweisen für die Prozessionen zwischen Hagnau und Münsterlingen. Meichle verweist darauf, dass ausser der Inschrift auf der Johannes-Büste selbst bisher in allen Chroniken und Quellen vor 1830 keine Belege oder Hinweise gefunden worden sind, die eine Prozession zu einer Seegfrörni erwähnen. Die Seegfrörni von 1830 ist gut dokumentiert. So wird die Prozession durch den Hagnauer Pfarrer Heinrich Hansjakob im Rückblick nach den Erzählungen des Konrad Kübele derart beschrieben, dass „der Vogt und der Pfarrer das Bild des Evangelisten verlangten, um es ,vertragsgemäss‘ über den See zurückzubringen.“ Worin das „alte Herkommen“, der Vertrag, bestand, auf den sie sich beriefen, wird nicht erwähnt.
Auch gibt es von 1830 den Hinweis des Malers Zimmermann, der behauptet, dass es nun nach 136 Jahren wieder eine Eisprozession mit dem „Haupt des Johannes Evangelista“ von Münsterlingen nach Hagnau gegeben habe. Zimmermann begründet dies auch mit einem „Jahrhunderte alten Abkommen“, gibt aber keine Quellen dazu an.
1694/95 ist in einigen Quellen von einer Seegfrörni die Rede, andere nennen diese nicht.
Von einem Lehrer aus Altnau wird berichtet, dass er mit seiner Klasse über den See gegangen sei, eine Prozession wird nicht erwähnt. Dobras hingegen behauptet: "So wurde wieder in feierlicher Prozession die Johannesbüste von Münsterlingen ins badische Hagnau gebracht. Es war aber auch ein großes Erlebnis für alle Beteiligten, wenn sie als Eisgänger oder gar Reiter auf dem See ihren Weg suchten." Den Nachweis für diese Feststellung zu 1695 liefert er aber nicht. Genausowenig wie zu der Behauptung: „...folgte schon wieder eine Gfrörne im Jahre 1796. Diesmal konnte sich auch die Eisprozession mit der Johannesbüste von Hagnau in die Schweiz bewegen." Auch hier bleibt der Nachweis einer Quelle aus.
Dass in den Chroniken und Erzählungen vor 1830 keine Eisprozessionen zwischen Münsterlingen und Hagnau erwähnt werden, ist umso merkwürdiger, da sonst zahlreich das Leben auf dem See bei gefrorenem Eis beschrieben wird.
Bis heute, 50 Jahre nach der Entdeckung Meichles und seiner Feststellung der beschränkten Quellenlage, haben sich keine neuen Hinweise ergeben.
Deshalb bleibt als offene historische Frage, ob und wo sich noch weitere Schriften befinden, die eine Eisprozession vor 1830 dokumentieren oder begründen.



3. Die Aufschrift der Johannes-Büste
Auf der Vorderseite der Johannes-Büste steht: „Diese Bildnis ist Anno 1573 den 17. feb. als der Bodensee überfroren war von Münsterlingen nacher Hagnau übertragen, und dort auf das Rathaus gesezet worden. nach 100 Jahren wurde sie bei überfrohrnem See wider hieher gebracht. Anno 1796 aber zur zeit des Franzosen Kriegs das 2.te mal zurück-gestellt und renoviert von F.X.Faivre."

Für das Datum 17. Februar des Jahres 1573 liegen keine Berichte von Seeüberquerungen vor. Nur für den Januar gibt es die Berichte vom unwillentlichen Ritt des Postreiters Andreas Egglisperger am 5. Januar bei Überlingen und vom Treiben auf dem Eis zwischen Bregenz und Lindau am 3. Januar, wie über den zugefrorenen See bei Lindau am 23. Februar. Offenbar war der Winter so hart, dass es zahlreiche Tote gab, die von Wölfen zerrissen wurden oder aus Hunger Gras gegessen hatten.
Auffallend ist, dass auf der Johannes-Büste nach dem genauen Datum 17. Februar 1573 eine Zeitangabe von 100 Jahren erfolgt, nach denen dieses Bildnis wieder nach Münsterlingen getragen worden sein soll.
Dies ist zum einen deshalb bemerkenswert, weil nach 100 Jahren, also im Jahr 1673, nach unserem Wissensstand es damals keine Seegfrörni gab. Warum wird über die Prozession einmal eine tagesgenaue Angabe gemacht, dann erfolgt eine Zeitangabe, die nicht stimmen kann oder um etliche Jahre daneben liegt?
Nimmt man es als ungefähre Zeitangabe, dann kämen die Jahre 1684 oder eher 1695 in Frage. Für 1684 gibt es eine Notiz in einer Bibel, die vom begehbaren Eis zwischen Bregenz und Lindau berichtet, für 1695 gibt es zahlreiche Aufzeichnungen und Berichte, u.a. darunter ein Bild in Konstanz, dass von begehbarem Eis zwischen Hagnau und Münsterlingen erzählt.
Ungeklärt bleibt dabei, warum die Johannes-Büste selbst eine so ungenaue Datierung liefert und zum anderen kein anderes Dokument vor 1830 eine Eisprozession in dem besagten Zeitraum erwähnt.


Fazit Da in den vergangenen Jahrzehnten seit dem Aufsatz von Friedrich Meichle keine weiteren Dokumente aufgetaucht sind, die eine Eisprozession vor 1830 belegen, ist die Annahme seiner Hypothese, die auf der Hagnauer Sterbenotiz von 1625 beruht, naheliegend.
Der Kopf des Johannes stammt offenbar aus dem 1. Viertel des 16. Jahrhunderts.
Diese Heiligenfigur, die offenbar kein Reliquiar ist, wurde während der Reformation mit anderen Bildern, Reliquien und dem Altar aus der Münsterlinger Kirche entfernt. Das hölzerne Bildnis des Johannes wurde 1573 von einem katholischen Hagnauer über den See getragen und restauriert. Zum ewigen Andenken an den evangelischen „Frevel“ wurde sie öffentlich im Hagnauer Rathaus als „Symbol“ ausgestellt.
Vor allem die historischen Umstände lassen eine Prozession mit einer Heiligenfigur im protestantischen Umfeld zur Zeit der konfessionellen Spaltung im 16. Jahrhundert und während der Religionskriege im 17. Jahrhundert schwer vorstellbar erscheinen. Wäre eine Prozession in dieser Zeit erfolgt, dann hätte sie für Aufsehen und in den evangelischen Seegemeinden im Thurgau wohl auch für Protest gesorgt und wäre in historischen Zeugnissen erwähnt worden.
So wird die Johannes-Figur im Zeichen der Gegenreformation, in der das katholische Wallfahrtswesen besonders betont wurde, irgendwann wieder für das Kloster Münsterlingen Bedeutung erlangt haben.
Offen ist die Frage, wann, wie und warum die Johannes-Büste vom Hagnauer Rathaus nach Münsterlingen zurückkam und ob dabei ein „Vertrag“ geschlossen wurde, auf den man sich 1830 berief. Interessant wäre bei diesem Vertrag vor allem, wer ihn mit welchem Zweck unterzeichnet hat.
Von einer alten, bereits Jahrhunderte währenden Tradition einer Eisprozession kann man nach heutigem Wissenstand und derzeitiger Quellenlage nicht sprechen.

Andreas Bertram-Weiss,
Scherzingen, im Januar 2013
Dokumente
Bereitgestellt: 23.01.2013