Monatsgedanke April -Bucketliste

Blumeneimer  (Foto: Goran Berggrentelia, Pixnio)

Blumeneimer (Foto: Goran Berggrentelia, Pixnio)

Eine To-do-Liste - sagt Ihnen das was? Machen Sie selbst schon mal eine?
Die einen schreiben sich vor Festen wie Ostern oder der Konfirmation auf eine Liste, was sie alles noch erledigen müssen. Andere machen das vor einer Reise oder erstellen so eine Liste jeden Tag. Es ist nicht genau das Gleiche wie eine Einkaufsliste, aber wie diese schützt sie vor Vergessen.
Ebenso ist es ja hilfreich, sich Vorhaben wie den regelmässigen Sport oder das Üben von einem Instrument in den Kalender einzutragen. Denn das, was ich aufgeschrieben habe, das ziehe ich dann eher durch. Die Verschriftlichung nimmt es mit den inneren «Schweinehunden» auf. Sie macht das Ziel für mein Unterbewusstes stärker.
Etwas Ähnliches ist die «Bucketliste», eine Liste mit Dingen, die jemand noch vor seinem Tod erledigen oder erlebt haben möchte. Im Englischen heisst es «to kick the bucket» («in den Eimer treten»), wo wir «jemand gibt den Löffel ab» sagen würden. Die Bucketliste ist also eine Lebensliste.
So eine Liste gibt es bei den Zielorientierten, denen das zu «Erfolg» wie einer Promotion, einem Karriereschritt oder einem Projektabschluss helfen soll. Viele führen sie vielleicht auch unbewusst. Ein Ziel ist sinnstiftend. Ich kenne es aus dem Alltag. Ich habe so Sätze im Ohr wie: «Ich möchte das Enkelkind noch erleben» oder «ich möchte noch meinen 90sten Geburtstag erleben» oder «ich möchte so gerne noch das Land bereisen. Da war ich noch nicht.» Solche schönen Ziele für ihr Leben haben viele Menschen. Wegen solcher Ziele leben Menschen aller Unbill zum Trotz.
«Ich habe mich sehr danach gesehnt, dieses Passamahl mit euch zu essen, bevor mein Leiden beginnt.» So leitet Jesus nach dem Lukasevangelium (Lk 22,15) das letzte Essen mit seinen Freundinnen und Freunden ein. Das Abendmahl wurzelt in dieser Mahlgemeinschaft, die Jesus mit den Menschen um ihn lebte. Wenn Jesus mit anderen zusammen ass, war das auch gleich eine seiner Kernbotschaften. Denn all die Menschen, die dazu kamen, waren bunt zusammengewürfelt. Wir nennen sie gerne Randständige und dann haben wir wenig damit zu tun. Aber wer es schafft, sich vorzustellen, dass er oder sie irgendwo ausgeschlossen ist, der kann sich gut vorstellen, wie wohltuend eine Gemeinschaft ist, die sagt: «Du bist willkommen!»
Jesus nun war diese Gemeinschaft wichtig. Sie war sein Ziel. Auf den letzten Abend, einem vorgezogenen Passamahl in Jerusalem, hatte er darauf zu gelebt. Die Spannung in der Stadt, die sein Einzug mit sich brachte, sein Konflikt mit der Tempelaristokratie, um all das wird Jesus gewusst haben und von einer Todesahnung erfüllt gewesen sein. Hat ihm dieses Essen, Trinken, Singen und Beten mit seinen Jüngerinnen und Jüngern Kraft gegeben für das, was kam? Meine Erfahrung ist, dass Gemeinschaft sehr stärken kann.
Oft sind wir Menschen, was Gemeinschaft angeht, recht pragmatisch. Mit soviel Gleichaltrigen in einem Raum wie in Schule, Ausbildung oder Studium, sind wir später im Leben nicht mehr so häufig. Zu der Zeit halten Jugendliche es für selbstverständlich. Später dann zeigt sich, dass die Gemeinschaft von Gleichgesinnten bewusst gesucht werden muss. Zufällig findet sie nicht statt. Und ein Familienfest fällt auch nicht vom Himmel.
An Ostern nun begegnet der Auferstandene den Frauen, und das stand auf keiner Liste zu vor. Es war grundlegend neu und befreiend. Und es wirft unsere Listen über den Haufen.
Es eröffnet sich ein Horizont ohne eine Deadline. Die Hoffnung auf Auferstehung steht über den To-do- oder Bucketlisten. Ja, sie werden unnötig, denn wir brauchen vor Gott keine abgehakte Leistungsliste vorweisen noch besondere Erlebnisse. Seine Liebe und Nähe gilt. Ein Leben mit ihm verheisst Leben in Fülle vor und nach dem Tod. Wer sich nach einer vorösterlichen Liste sehnt oder sowieso schon eine hat, der kann sie ja als ein vorletztes Ding verstehen, die wahre Gemeinschaft gibt es gratis (lateinisch «aus Gnade»).

Eine gute Zeit im April und frohe Ostertage

wünscht
Pfarrerin Gabriele Weiss
Bereitgestellt: 29.03.2023