Monatsgedanke Februar - Duft
Möchte mal (Foto: R.B. pixelio)
Duft
Du spürst,
wie die Blumen die köstlichen Düfte versenden
und grübelst
wie aus so winzigem Ort dieser Duftstrom mag kommen-
und begreifst:
dass in solcher Mitte
die Ewigkeit ihre unvergänglichen Tore öffnet.
William Blake
In welche Zeit würden Sie dieses Gedicht setzen? Ich war überrascht, als ich sah, dass der englische Dichter und Künstler William Blake von 1757 bis 1827 lebte. Diese Aufmerksamkeit für eine Blume, für ihren Duft und für die Verbindung zu Ewigkeit darinnen, hätte für mich auch gut zu den Achtsamkeitsempfehlungen der heutigen Zeit gepasst. Künstlerisch nahm er in seinen Textillustrationen den Jugendstil vorweg.
In welche Jahreszeit passt das Gedicht? Die duftenden Blumen sind im Februar noch gar nicht dran. Die Schneeglöckchen und die Winterlinge kommen ja immer schon im Januar, Märzenbecher, Tulpen, Krokusse, Primeln, Osterglocken-alle duften nicht. Wegen des Dufts müsste ich eigentlich mich über eine Hyazinthe beugen - dann eher im März - oder bis zum Mai warten, wenn die ersten Rosen kommen.
Generell haben wir im Februar ja eine Zwischenzeit oder anders formuliert eine Durststrecke: meistens kein Schnee, dafür Hochnebel, oft matschige Wege und wenig Wasser im See.
Dann entsteht die Sehnsucht nach dem Frühlingsstart, den ersten Sonnenstrahlen auf einer Bank im Freien.
Im Februar kann ich auf viele Arten dem „noch nicht“ ausweichen. Ich kann Blumen aus Afrika kaufen, dann ist es jetzt schon bunt und duftend. Ich kann Filme vom Sommer schauen, Feste in geheizten Räumen besuchen, in warmen Turnhallen, Fitnesszentren oder Schwimmbädern mich bewegen oder ein gutes Buch lesen. Es gibt so viele Möglichkeiten, dem „noch nicht“ auszuweichen.
Gleichzeitig geht es ja auch um das Wahrnehmen: „Was ist schon da?“ Die frühblühenden Blumen sind ja bunt! Da leben Auge und Seele auf, auch wenn die menschliche Nase nicht auf ihre Kosten kommt.
Wenn ich noch einmal auf den Duft zu sprechen komme: Einem Geruch können wir nicht ausweichen. Unwillkürlich überprüfen wir permanent unsere Umgebung auf den Duft. Das ist natürlich auch ein intuitives Alarmprogramm des Menschen. So kriegen wir Brandgeruch, ätzende Dämpfe oder zu verbrauchte Luft mit und können fliehen oder Abhilfe schaffen. Gleichzeitig freuen wir uns über einen Wohlgeruch.
Auch in der Bibel kommt der Wohlgeruch vor. Er wird mit dem Opfern verbunden, also vermutlich der Geruch von verbranntem Fleisch, den wir heute eher nicht so schätzen würden. Der Duft ist aber auch mit dem Salböl oder mit Parfüm verbunden. Die Menschen salbten ihr Gesicht, Männer pflegten mit Salböl ihren Bart, in den Liebesliedern des Hohenliedes kommt es vor und eine unbekannte Frau salbte Jesus mit teuerstem Nardenöl.
Der edle Duft- steht in der Bibel für die Liebe, für liebevolle Zuwendung und für die Lebensfreude.
„… dass in solcher Mitte die Ewigkeit ihre unvergänglichen Tore öffnet.“ William Blake sieht in dem Duft einer Blüte einen Hinweis auf Gottes Wirklichkeit. Ein Element in der Schöpfung verweist auf das Grosse dahinter.
Zu riechen gibt es in unseren Gottesdiensten eher nichts, anders als der Weihrauch in der katholischen Kirche. Aber, dieses Gedicht von William Blake kann uns im Februar ein Wegweiser sein: Was ist für mich ein Wohlgeruch? Wie riecht Schnee? Ab welcher Entfernung zur heissen Tasse kann ich den Kaffee schon riechen? Auch das verweist auf Gottes Grösse dahinter.
Einen bunten und wohlriechenden Februar
wünscht
Ihre
Pfarrerin Gabriele Weiss