Monatsgedanken - Januargefühl
Winterbank (Foto: Lupo_pixelio.de)
Januargefühl
In unseren Breitengraden gibt es Tiere, die sich ein gutes Fettpolster anfressen. Dann essen sie für eine lange Zeit nichts mehr und halten in einer ruhigen, trockenen Ecke ihren Winterschlaf.
Winterschlaf, Winterruhe - das ist nichts für Menschen.
Zwar fahren wir Menschen bei Kälte und Schnee einen Gang runter, aber «aktiv» wollen wir trotzdem sein. Besinnlichkeit ist maximal was für das Ende des Jahres. Und den Fettpolstern rund um die kalte Jahreszeit wissen die Wenigsten etwas Positives abzugewinnen.
«Im Januar geht das neue Jahr los!», so sagen wir Menschen. Dann planen wir. Dann sind wir aktiv im Schneesport. Wer den Winter nicht mag, fängt an, auf den Frühling zu warten.
Kein Bär oder Igel käme auf diese Idee, sich jetzt schon frühlingshaft zu fühlen. Sie würden vermutlich raten: «Nutz doch auch die kalte Jahreszeit für ein bisschen Ruhe!» Sich nochmal ausruhen im Januar? Können Sie das? Ist der Januar nun eine willkommene ruhigere Zeit oder ein ungeduldiger Wartesaal auf das Wetter, das eigentlich ja erst im März kommt?
Ich verbinde mit dem Januar blauen Himmel und Schnee, wenn es beides dann nicht gibt und es fast nach November aussieht, könnte ich enttäuscht sein. Natürlich sitze auch ich nicht so lange auf einer kalten Bank wie im Sommer auf einer Bank im Sonnenschein.
Mal kein Vorsatz für das ganze Jahr, sondern einen für den Januar:
Den Januar «Januar» sein lassen. Eine ruhige Jahreszeit zulassen.
Etwas Gelassenheit im Januar kommt mir sinnvoll vor:
Jemand, der ausgeschlafen ist, hat gute neue Ideen.
Jemand, der Zeit zum Träumen hatte, findet einen kreativen Weg.
Das Leben darf auch mal langsam angegangen werden. Das neue Jahr wird ohnehin einen langen Atem fordern.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes neues Jahr und einen geruhsamen Januar
Ihre Pfarrerin Gabriele Weiss