Die Hauptrolle - Monatsgedanken März 2020
«Ich will die Hauptrolle!» Manchmal sagen Kinder das, wenn wir im Religionsunterricht Theater spielen. Die «Hauptrolle» ist dann selten der Blinde oder die Gekrümmte, sondern natürlich die Jesusrolle.
Die Hauptrolle
«Ich will die Hauptrolle!» Manchmal sagen Kinder das, wenn wir im Religionsunterricht Theater spielen. Die «Hauptrolle» ist dann selten der Blinde oder die Gekrümmte, sondern natürlich die Jesusrolle.
Andere Kinder, die das nicht sagen, denken eher: «Warum kriege ich nicht die Hauptrolle?» und einige wenige denken vielleicht: «Hoffentlich kriege ich sie nicht». Im Reliuntericht geht es da ja nur um sechs bis acht Minuten, dann sind alle wieder ein Kind aus Bottighofen oder Scherzingen. Die Meisten machen gerne ein Rollenspiel. Viele sind mal gerne wer anders.
Wir Älteren kennen es vielleicht noch aus Zeiten von Krippenspielen, wer ist mit wem Joseph und Maria und wer nicht…
Als ich neulich wieder den Wunsch nach der Hauptrolle hörte, dachte ich auf dem Rückweg nochmal darüber nach: «Mit einer Hauptrolle werden wir gesehen und beachtet. Dann spüren wir, dass wir da sind. Wir erleben uns selbst als Handelnde.» Selbstwirksamkeit gilt als sehr gut für die seelische Gesundheit. In unserem eigenen Leben haben wir ja eigentlich die Hauptrolle, müssten wir selbst wirken können. Eigentlich- es gibt auch Tage oder Zeiten, da sind wir eher in der Reaktion und können keine eigenen Akzente setzen. Gegenüber einer Krankheit oder einigen äusseren Umständen können wir nur unsere innere Haltung bestimmen.
Eine Hauptrolle kann bestätigen und bestärken. Etwas, das ich gerne tue, tut mir gut. Ein gutes Miteinander mit anderen Menschen bestätigt einen Menschen. Wenn wir uns «daneben» fühlen, dann haben wir das oft vergessen. Dazu fand ich folgende Verse von Petrus Ceelen:
Ein Geschenk des Himmels
Manche Menschen wissen nicht, wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind.
Manche Menschen wissen nicht, wie gut es ist, sie nur zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht, wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.
Manche Menschen wissen nicht, wie wohltuend ihre Nähe ist.
Manche Menschen wissen nicht, wie viel ärmer wir ohne sie wären.
Manche Menschen wissen nicht, dass sie ein Geschenk des Himmels sind.
Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen.
(Bild Schuhkreis, Foto: GW) Das Leben ist kein Theaterstück, sondern ein Gewebe von unzähligen Hauptcharakteren, die sich begegnen. Gott lädt uns Christen ein, uns geliebt und in unserer Person bestätigt zu fühlen. «Du bist geliebt! Du bist wichtig!» So verschieden und vielleicht auch speziell wir sind. Wir ergänzen uns.
Und dann entdecken wir auch, dass es nicht um Hauptrollen oder Statisten sondern um lebendiges Miteinander geht.
Einen lebendigen März
Wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin
Gabriele Weiss